Die GESCHICHTE DES SEHTRAININGS

Wir trainieren für bestimmte Sportarten bestimmte Muskelgruppen – und es funktioniert. Vor etwa einem Jahrhundert hat sich der Augenarzt und Chirurg Dr. William Horatio Bates die Frage gestellt, ob nicht genauso das Auge und seine Muskulatur trainiert werden. Der allseits beliebte, eher stille und sehr bescheidene Mann, war auch Sportler (Staatsmeister von North Dakota im Tennis, als Läufer gewinnt er noch mit 58). Außerdem studiert er ernsthaft Literatur und Astronomie.

Auf das Erscheinen seines Buchs ‚Rechtes Sehen ohne Brille‘ reagiert seine Kollegenschaft aber eher schroff. In diesem Buch werden die von ihm entwickelten Übungen zum Sehtraining beschrieben – und zwar aus einer, in der westlichen Medizin erstmals formulierten, ganzheitlichen Sicht: Bates beschreibt das Auge nicht als einen Teil der 'Gesamtmaschine' Mensch, sondern als ein mit dem gesamten Körper kommunizierendes Organ. 

Aussagen wie: „Sehdefekte (...) können durch emotionalen Stress und Druck beeinflusst werden. Nicht unsere Augen lassen uns im Stich, sondern wir lassen sie im Stich …“ werden  von der wissenschaftlichen Gemeinde als eine Art Gotteslästerung aufgefasst – Bates verliert seinen Job und seine Mitgliedschaft in verschiedenen wissenschaftlichen Vereinigungen und Gremien. 

Auf der anderen Seite hat er auch viele Fans: Natürlich alle, die durch seine Methode besser sehen, aber auch bekannte Persönlichkeiten wie beispielsweise Moshé Feldenkrais, der für die Entwicklung seiner Methode von Dr. Bates Arbeiten inspiriert wurde.

In den 198o-ern hagelt es regelrecht aus allen Richtungen Ratgeber für‘s Agentraining. Der eine setzt vermehrt auf Ernährung, die andere auf Visualisierung, auf Körperübungen oder auf Farbtherapie. Dabei sticht das Buch ‚Natürlich besser sehen‘  (Erst­erscheinung: 1985) der Australierin Janet Goodrich heraus und wird so – neben der ‚Bibel‘ von William Bates – Standardliteratur zum Thema.

Auch heute beschäftigen sich viele kreative Zeitgenossen mit dem Thema – und erfüllen es mit neuem, an unser Jahrtausend angepasstes, Leben. Dabei fällt auf, dass noch immer auf die von Dr. Bates unbedankterweise entwickelten Übungen zurückgegriffen wird, wie nur beispielsweise auf die Grundübund, das ‚Palmieren‘ (Siehe Übungen/Palmieren).